Montag, 28. Februar 2011

Ein Augenblick im schamanischen Morgen der Menschheit



Wani Matuka pilgert durch Dampfsuppe über trändendes Gras aufwärts - seiner Höhle zu. Der schwarze Schlund wird zum Eingang und rückblickend zu gleissender Verheissung. Steine sitzen in äonenaltem Schweigen am Boden, von Felsrippen behütet.
Wani Matuka erfühlt den Raum mit seinem Horchen - sie schlafen. Die Quelle plaudert mit der Pfütze und ab und zu äussert sich der Tropfstein dazu. Hautflügel hängt am Felsen und träumt von Sternen. Ganz hinten regt sich zwischen Kristalladern N'Dargok, sträubt sein Fell und streckt alle fünf Krallen einer Pranke. Wani Matuka legt seine Trommel zu Miwi, welche ihren P'toch behütet.
N'Dargoks Gedanken rollen durch die Höhlenwände wie Schiefer auf Granit: "F'takomi jenoch grrrok - daar m'butku sarkop lahar..."."Filgar-Distok" erwiedert Wani Matuka, "degar sal nort'k kanum dohor!"
Erstz vor einigen Monden hat der Hüterstein Filgar-Distok ausgemacht. Bald werden sie kommen und Wani Matuka vertreiben oder mitnehmen. Miwi werden sie nicht bemerken und N'Dargok hat schon grössere Angriffe überdauert. Doch Wani Matuka ist nicht mehr wie das alte Volk. Ihn werden sie greifen und in ihren geruchlosen eckigen Höhlen mit den vielen Zauberwaffen untersuchen.
Dies hat die alte Warolma vorausgesehen. Wani Matuka möchte lieber bleiben bis die Neman p'tuko kommen. Sie werden nach den Filgar-Distok kommen  und sie werden anders sein. Sie werden die alte Warolma, den riesigen N'Dargok und Miwi erkennen und auf freundliche Weise mit ihnen zu sprechen versuchen.
Dann wird eine neue Zeit anbrechen, es wird fast wieder so werden wie beim alten Volk.
"Brruka - ti'hlaesco frrmakol tlig" rollt N'Dargok und Wani Matuka entgegnet traurig: "Jelo ptuka mago". Von der Verheissung her strahlt ein Stern herein und nur die Quelle plaudert leise weiter in die ungezählten Nächte.

Bär // 1998

Mittwoch, 9. Februar 2011

Anti-Raucherei ––– Gedanken in Davos




An der Reception wird verkündet, man sei rauchfrei.
Auf die Frage, ob denn nicht ein Fumoir oder wenigstens eine Raucherecke: Rauchfrei !
Und so gehts in der ganzen Stadt. Die Aschenbecherindustrie wird pleite gehen. Die Anti-Raucher-Kampagne hat also Wirkung gezeigt, niemand hat aufbegehrt und tatsächlich sieht man weniger Raucher. Dass sich der Mensch so schnell und leicht zur Gesundheit überreden liess - erstaunlich.

Und der klägliche Rest von ungläubigen Renegaten raucht noch weiter, draussen vor der Türe, in der Kälte Nacken und Ellenbogen eingezogen. Tapfer sind sie und durch die Rauchfrei-Kampagne mit deutlich mehr schlechtem Gewissen, welches sie schliesslich krank werden und die Antiraucher triumphieren lässt.

Die Geissel ist besiegt, Rauch hat ausgespielt und das Feuer wird nun rein künstlich erzeugt, durch Kernspaltung, völlig frei von krebserregenden Schadstoffen.

Zur völligen Volksgesundheit blieben nun noch Fressen, Saufen und
Medikamentenmissbrauch als Ziele für weitere Inquisitionsfeldzüge.

Und wenn wir keine Pillen mehr schlucken, die nicht von der ärztlichen Hoheitlichkeit verschrieben sind.
Und wenn wir nur noch Wasser und alkoholfreien Wein trinken und nur noch die zur gesundheitlichen Absicherung unter streng kontrollierten Bedingungen künstlich hergestellten Lebensmittel in den genau vorgeschriebenen Mengen essen.
Dann wird man sich fragen, weshalb die Menschheit überhaupt nicht gesünder ist als seit jeher.

Dann wird es Stimmen geben die sagen, der Irrtum hätte schon damals bei der Anti-Raucherei begonnen. Dass die eigentlichen Krankheitsursachen immer nichtphysischer Art wären. Das schlechte Gewissen, die Aengste und die Gründe, welche Menschen in Süchte - egal welcher Art - treiben.

Und vielleicht macht der Mensch dann irgendwann doch einmal den Sprung und wird erwachsen, so dass die mentale und ethische Intelligenz wenigstens ansatzweise den Stand der intellektuellen und technischen Intelligenz erreichen wird.


21. Juli 2008

Dienstag, 8. Februar 2011

Lichtblüte




Die Augen des kleinen Clowns schillern im Lichte des Gelächters. Doch tief, sehr tief vergraben in diesen Augen liegt eine Träne verborgen - eine Träne aus tausend Verletzungen und ertränktem Schmerz.
Das Lachen der Leute legt Blumendecke um Blumendecke auf diese alten Schatten.
Oh- du kleiner, grosser Clown - lass doch all diese farbigen Falter los und tauche hinab in den alten dunklen Grund - wage dich in den Schlamm deiner Schmerzen und lass dich verwandeln in diese weisse Lichtblüte, die aufsteigt und hell erstrahlt auf dem Teich des Lebens.

Bär

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jo Freunde, ich war lange nich mehr hier. Hoffe jedoch, dass ich nun wieder zuweilen was schreiben kann.

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